, Silas Gusset

Areale im Wandel

Sie hat heute in fast allen Kühlschränken ihren Platz: die Thomy-Tube. Senf, Mayonnaise und Tomatenpüree sind die Klassiker, daneben gibt es unzählige weitere, von der Meerrettich-Crème bis zur Curry-Madras-Sauce. Die Kultmarke Thomy wird heute mit Nestlé assoziiert, sie gehörte aber lange zum Sortiment einer Basler Firma, der «Thomi + Franck», die im Norden der Stadt Basel, auf dem Franck Areal, ihre Produktionshallen betrieb. Fertiggerichte waren ihr Hauptgeschäft. Neben den Senf- und Mayo-Tuben war sie besonders berühmt für ihr «Franck Aroma», ein Kaffeeersatzprodukt. 1971 kaufte Nestlé die Aktienmehrheit am Basler Familienunternehmen, später stellte der in Vevey domizilierte Weltkonzern die Produktion in Basel ein und verkaufte jüngst einen Teil des Kleinbasler Areals. Die neuen Projektentwickler:innen sind lokal verankert und wollen das ehemalige Industriegebiet zu einem nachhaltigen Kultur-, Startup- und Quartierzentrum transformieren. An der Industrienacht präsentieren sie dir ihre Vision: Zuerst mit einem Blick in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, danach mit einem Rundgang durch das Franck Areal.

Franck Areal
Leere Silohallen auf dem Franck Areal, Foto: © Franck Areal / Martin Zeller

Das Franck Areal ist eines von vielen sogenannten Transformationsarealen in Basel. In keiner anderen Stadt der Schweiz gibt es so viele Flächen, die im Zuge der Deindustrialisierung frei geworden sind – ehemalige Rangierbahnhöfe, stillgelegte Fabriken, verwaiste Zollfreilager. Als 113 Hektare «Chancenland» bezeichnen sie lokale Architekt:innen und Stadtentwickler:innen. Die Stadt, nur 37 km2 klein und zunehmend rar an Freiflächen, setzt grosse Hoffnungen in die künftige Entwicklung dieser Areale.

Gundeldinger Feld

Wie aus Ideen und Visionen bereits Wirklichkeit geworden ist, erfährst du auf dem Gundeldinger Feld hinter dem Bahnhof SBB. Wo einst die Kamine der Maschinenfabrik Sulzer Burckhardt in die Höhe ragten, entstanden seit 2000 Büros, Werkstätten, Freizeit- und Kulturangebote. Die Kantensprung AG hat die Umnutzung in die Hände genommen und das Areal zu einem lebhaften, vielbesuchten Quartierzentrum entwickelt. Über 70 Mieter:innen beleben heute die sieben Hallen und acht Bauten. An der Industrienacht kannst du das Areal und seine Betriebe erkunden.

Gundeldinger Feld
Gundeldinger Feld, Foto: © Kantensprung AG

Dreispitz

Ein Areal, das sich über die Jahrhunderte mehrmals gewandelt hat, liegt am südlichen Rand der Stadt: Der Dreispitz war vor 200 Jahren landwirtschaftliche Fläche, im 20. Jahrhundert Waren- und Zollfreilager und soll in Zukunft zu einem neuen städtischen Quartier entwickelt werden. Die Christoph Merian Stiftung ist Eigentümerin im Baurecht und hat grosse Pläne für das Areal, das lassen zumindest die Visualisierungen ↗ des Architekturbüros Herzog & de Meuron vermuten. Zurzeit beherbergt das Areal zahlreiche grosse und kleine Unternehmen. Einige davon geben an der Industrienacht Einblick in ihren Alltag: Das Familienunternehmen Götschi versorgt Handwerk und Industrie mit allerlei Werkzeugen und Maschinen, vom Akkuschrauber über den Hochdruckreiniger bis zur Arbeitskleidung. In Fachgeschäft auf dem Dreispitzareal kannst du ihr Sortiment entdecken und dich selbst ans Werk machen. Bei Regent Lighting tauchst du in eine der wenigen in Europa zertifizierten Prüflabore für Licht ein, bei OFFCUT in die Welt des Upcyclings, bei ETAVIS in jene der Energiewende und bei der regionalen Kult-Brauerei Birtel in die Geheimnisse der Braukunst. Erlebnisse verspricht auch der Besuch in der Backstube von Sutter Begg. Dort erfährst du alles über den Alltag der Bäcker:innen, inklusive Selbstversuch. Ebenfalls mit viel Geschick wird unweit der Bäckerei Holz zu geschmackvollen Küchen, Bädern und Türen verarbeitet: Bei Tschudin erlebst du mit allen Sinnen das Material Holz. Mehr zur Entwicklung des Areals berichtet vor Ort die Christoph Merian Stiftung, zudem präsentiert Denkstatt am Gleisbogen Dreispitz konkrete Beispiele einer klimagerechten Stadtentwicklung.

Christoph Merian Stiftung
Dreispitz Nord, Visualisierung: © Christoph Merian Stiftung / Herzog & de Meuron

Arealentwicklungen in Baselland

Auch im Kanton Basel-Landschaft gibt es zahlreiche Transformationsareale. Mit uptownBasel entsteht auf dem Schorenareal in Arlesheim ein Kompetenzzentrum für die Industrie 4.0. Auf dem Gelände wurden früher Lokomotiven hergestellt, heute wird an der intelligenten Vernetzung von Menschen, Unternehmen und Maschinen gearbeitet. Dass uns dabei Roboter helfen können, das zeigt dir Actemium vor Ort an der Industrienacht. Zur smarten Welt von morgen gehört in Zeiten der Cyber-Kriminalität auch eine sichere digitale Infrastruktur. Solche IT-Dienstleistungen bietet Axians an. An der Industrienacht erhältst du exklusive Einblicke in ein «Security Operations Center», das 24/7 Eindringlinge entlarvt und abwehrt. Als grosses Versprechen für die Zukunft gelten Gebäude mit intelligentem Energiemanagement – ein Feld, auf dem das weltumspannende Unternehmen Siemens Schweiz federführend ist. Dass für all diese innovativen Projekte Quanten- und Hochleistungsrechner zur Verfügung stehen, dafür sorgt das Kompetenzzentrum QuantumBasel, das dich an der Industrienacht in die Quantenwelt entführt.

Uptown Basel
Das Schorenareal bei Nacht, Foto: © uptownBasel

Einen regelrechten Boom erlebte in den letzten Jahren das Bachgrabenareal in Allschwil. In den Medien war sogar die Rede von der «Silicon Mile»↗ im vermeintlichen Niemandsland an der Grenze zu Frankreich. Innert weniger Jahre entwickelte sich das Areal zu einem bedeutenden Forschungs- und Entwicklungsstandort für die Life Sciences. Neue Gebäude schossen wie Pilze aus dem Boden, darunter auch der Neubau der Pharmazuliefererin SKAN. An der Industrienacht erfährst du bei SKAN, wie Impfstoffe in einem Isolator keimfrei hergestellt werden. Das Bachgrabenareal steht aber nicht nur für die Life Sciences, sondern auch für die Baubranche. KIBAG, ein führendes Schweizer Unternehmen im Baustoff- und Baubereich, produziert auf dem Areal Beton und unterhält ein grosses Kieswerk. An der Industrienacht kannst du deinen eigenen Beton rühren, das Kieswerk von innen erleben und mehr über den CO2-bindenden Kibeco-Beton erfahren. Gleich nebenan befindet sich der Recycling-Standort von habö, einer Tochtergesellschaft der Tozzo Gruppe. An der Industrienacht geben dir die Recyclingspezialist:innen Einblick in den nachhaltigen Baustoffkreislauf – und du kannst live erleben, wie mit der neuen, hochmodernen Aushubwaschanlage Kies aufbereitet wird.

SKAN Headquarter
Das neue Headquarter von SKAN, Foto: © SKAN

Franck Areal, Gundeldinger Feld, Dreispitz, uptownBasel und Bachgrabenareal: An der Industrienacht hast du die exklusive Möglichkeit, fünf Transformationsareale der Region hautnah zu erleben.

  • Ein Areal mit neuer Strahlkraft

    Franck Areal

    Shuttle:
    B
  • Einblick in Geschichte und Gegenwart

    Gundeldinger Feld

    Shuttle:
    D
  • Die Transformation eines Stadtteils

  • Industrieareale nachhaltig transformieren

    Denkstatt

    Shuttle:
    D
  • uptownBasel Tour

    uptownBasel

    Shuttle:
    E
  • Rundgang durch die Montage

    SKAN

    Shuttle:
    B